Ist das Medizin oder kann das weg?
Dr. Werner BartensÄrzte lindern, helfen, heilen. Das entspricht ihrem
Selbstverständnis, das erwarten Patienten von ihnen. Doch die Medizin
kennt nicht nur großartige Erfolge, lebensrettende Therapien und
heroische Heilversuche, sondern auch: Röntgenbilder ohne Wert,
Medikamente ohne Vorteil, Untersuchungen und Eingriffe, die mehr schaden
als nutzen. Ob Mandeloperation, Wirbelversteifung oder die
„Totaloperation“ bei Frauen in mittleren Jahren – viel zu oft greifen
Ärzte zum Skalpell, fertigen Bilder an, schieben Schläuche, bestimmen
Laborwerte, ohne dass es hilfreich wäre.
Viel hilft nicht immer viel
Seit Jahren warnen Gesundheitsbehörden vor der Gefahr durch
überflüssige Tests, unnötige Therapien und fragwürdige Operationen. Sie
beklagen falsche Vorsorge, schädliche Check-ups und dass in einer Region
doppelt so viele Babys per Kaiserschnitt zur Welt kommen wie im
Nachbarkreis. Gesund ist das alles nicht. Werner Bartens, Arzt und
„Medizinmann“ der SZ, erklärt, wie schädliche Anreize, ökonomischer
Druck, die medizinische Prägung und falsche Erwartungen zu
Überdiagnostik und Übertherapie führen. Und er weist einen Weg aus der
Misere: Für eine bessere Medizin. Zum Wohle der Patienten.